Unser erster philippinischer Tauchgang führte uns zum Wrack Kyokuzan Maru, einem japanischen Frachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, auch als das „Dimalanta Wrack“ bekannt.
In dieser Gegend tobten im Zweiten Weltkrieg immer wieder Schlachten zwischen den Amerikanern und den Japanern, die die Philippinen besetzt hielten. Im September 1944 lag die Japanische Nachschub-Flotte mit einem Dutzend Schiffe in der Bucht von Coron und um die Insel Busuanga herum vor Anker, als sie von US Navy Bombern überraschend attackiert wurden. Nach nur 15 Minuten hinterließen sie ein brennendes Inferno. Die Kyokuzan Maru lag mit zwei anderen Schiffen in einer kleinen Bucht nordostwärts von Busuanga vor Anker wo sie sich sicher wähnten, als sie im frühen Morgen des 24. September völlig unerwartet angegriffen und in Flammen gesetzt wurde, während die anderen beiden Frachter – zwar schwer beschädigt - es aber noch bis nach Hongkong schafften. Aber auch wenn die Kyokuzan Maru durch den starken Bombenbeschuss in Brand geriet, vermuten die Historiker doch aufgrund des Zustandes des Wracks, dass sie nicht sofort unterging, sondern die Mannschaft noch genug Zeit hatte, dass Schiff zu verlassen.
Die Kyokuzan Maru liegt fast aufrecht auf Sandboden, bei einer Maximaltiefe von 42m, während der Mast schon auf 12-14m betaucht werden kann; das Deckniveau ist ungefähr 26-28m. Erfreulicherweise ist das Schiff im Wesentlichen noch intakt, der Laderaum auf 30-33m birgt sogar noch ein Auto und einen Lastwagen. Nicht nur die Lade-Bereiche können recht sicher betaucht werden.
Das Schiff ist so wunderbar bewachsen, dass nur die Umrisse erkennen lassen, dass es sich hier um ein letztlich von Menschenhand erstelltes Riff handelt. Das Leben an diesem Wrack ist so vielfältig, dass auch mehrere Tauchgänge nicht langweilig werden – zumal mit der beachtlichen Länge von 136m das Wrack ohnehin nicht auf einmal erkundet werden kann. Beim Abtauchen fällt bereits das dick mit Muscheln und Korallen und Schwämmen bewachsene Seil auf – wenn schon das Seil so viel maritimes Leben beherbergt, wie mag es dann erst auf dem Wrack selbst aussehen. Und tatsächlich, eine Orgie in Grau, Braun, Gelb und Lilatönen erwartet uns. Muscheln überall, Schwärme von Füsillieren, Großaugenstachelmakrelen, sogar Barakudas ziehen hier ihre Kreise. Ein Paar Rotfeuerfische hat sich hier niedergelassen, einen haben wir von seinem Stammplatz auf der Reling (oder was einmal die Reling war) aufgeschreckt. Ein Traum von einem Tauchgang bei Badewannentemperatur von 30 Grad, mit einer hinreichenden Sichtweite von rund 20m. Kategorie: Muss man betaucht haben!
Erstaunlich, dass ein so wunderschönes und in guter Tauchtiefe gelegenes Wrack doch so wenige Besucher zu haben scheint – aber es mag der Tatsache geschuldet sein, dass der Weg von Coron (wo sich die meisten Taucher gerne aufhalten) in den Norden der Insel recht langwierig ist, während wir von unserem Dugong Dive Center aus nur einen kurzen Bootstrip von nicht einmal 20 Minuten hatten.
Nach einer kurzen Oberflächenpause haben wir am Nachmittag noch einmal das Wrack betaucht – und wieder so viel Neues und Wunderschönes gesehen. Eines der schönsten Schiffswracks, die wir je betaucht haben!