Was macht man, wenn der Tauchcomputer 38 Grad Wassertemperatur angezeigt?
Nun ja, dann bringt man ihn wohl umgehend zum Kontrollieren und Rekalibrieren … – das macht aber nicht, wer schon mal das außergewöhnliche Vergnügen hatte, im Barracuda Lake in der Coron Bucht zu tauchen.
Rund um die Bucht von Coron erheben sich mehr oder weniger sanfte Hügel und bilden eine wunderbar exotische Kulisse, dazu gehört auch Coron Island. Wer Coron Island vom Boot aus betrachtet, wird nicht glauben, dass sich bereits nach einem kurzen Treppenaufstieg vom Ufer aus ein Talkessel öffnet, in dem ein paradiesischer grünblauer See glitzert. Der Aufstieg hat nicht mehr als 15 Stufen, ist daher auch mit Tauchjacket und –Flasche bewältigbar, allerdings sind die hölzernen Tritte recht roh und rutschig und man muss unbedingt aufpassen, um nicht auszugleiten.
Für die kleine Mühe wird man aber unversehens belohnt, wenn sich gleich dahinter der karstige Fels öffnet und den Blick auf den See freigibt. Aber nicht der Anblick ist das Außergewöhnliche, es ist stattdessen die ungewöhnlich hohe Wassertemperatur dieses Süßwassersees.
Wer hier tauchen möchte, sollte sich aber vorher von so lästigen Ausrüstungsgegenständen wie Anzug und Blei befreien – eine Wassertemperatur von 27 – 30 Grad an der Oberfläche mag ja für diese Breitengrade noch üblich und erträglich sein, aber bereits auf 12-16m Tiefe fängt das Wasser dick zu flirren an und es dauert nicht lange, bis die Temperaturanzeige des Computers in die Höhe steigt: 38 Grad war das Maximum.
Der See soll bis zu 40m tief sein, doch verständlich, dass jenseits der 25m ohnehin kaum mehr etwas zu sehen ist. Die Sicht ist in den „kälteren“ Bereichen vielleicht 10m, aber in der „hot tub“ lässt sich der Buddy nur noch bei ca 5m ausmachen.
Der Einstieg übrigens ist von einer kleinen Holzplattform über eine Stufe möglich. Am besten das Jacket aufpumpen, ins Wasser werfen, dann selber im Wasser die Flossen anziehen, ins Wasser gleiten und das Jacket überstülpen – alles andere ist zu eng, unbequem und zu gefährlich – insbesondere, wenn sehr viele Touristen und Taucher gleichzeitig sich durch den engen Zugang zwängen wollen.
Wir tauchten mit der rechten Schulter zum Felsen, ca. 20 Minuten bis auf 25m und selbst für die verfrorensten Taucherinnen (zu denen mit Sicherheit ich selber gehöre) wird eine dicke heiße Wasserschicht irgendwann zu warm und ungemütlich … und es heißt wieder aufsteigen in die kühleren und klareren Gefilde. So wie die karstigen Felsen über Wasser rings um den See herum steil in die Höhe steigen, fällt auch unter Wasser die Felslandschaft steil hinab. Millionen kleinster Muscheln bevölkern die hellen Wände, die immer wieder von dunklen moosartigen Geflechten besiedelt sind. Krebsgetier und flinke kleine graue und schwarze Welse wuseln hinauf und hinab – kaum möglich, dieses schnelle Hin und Her mit der Fotokamera einzufangen. Unglaublich viel Leben herrscht in diesem außergewöhnlichen Gewässer, wie man es sich kaum vorstellen mag. Ein ganz besonderes Fleckchen Erde über und unter Wasser – wer in Coron ist, darf es nicht verpassen.