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Aramella-Bucht - Nachttauchgang
by: Eva-Maria Reiter • 11.11.2006
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Nachttauchgang in der Aramella-Bucht
Unser Tauchboot lag in einer kleinen, geschützten Bucht, ringsherum ragten karstige Kalksteinwände steil in den Himmel. Im Oktober wird es um halb acht Uhr abends dunkel, daher planten wir unseren Nachttauchgang für etwas später.
Unser Equipment lag auf dem Vorderheck der „Kaptan Askin“ - eilig wurde daher eine Lampe nach vorne gebracht, um diesen Bereich wenigstens etwas auszuleuchten, der sonst abends nur vom Mondschein erhellt wurde. Im trüben Lichtschein herrschte das übliche Durcheinander vor einem Nachttauchgang: „Wer hat meine Flossen gesehen?“ „Ist meine Lampe schon geladen?“ „Verflixt, die Flasche hat nur 150 Bar - ich brauche eine neue!“ ... . 8 Personen aus unserer Tauchgruppe wollten endlich wissen, was die türkischen Gewässer nachts zu bieten haben, und mühten sich ab, möglichst schnell ihr Equipment zusam-menzustellen und sich in ihre Anzüge zu quälen. Hektik, Eile ... denn der starke, kühle Fallwind, der am späten Abend eingesetzt hatte, ließ uns hoffen, dass es unter Wasser viel wärmer sein würde, als über Wasser an Bord.
Wir sprangen nacheinander von Bord, gaben okay-Zeichen und sammelten uns an der Einsprungstelle, um die Lampen vorsorglich nochmals im Wasser zu testen. Fast jeder hatte eine sehr starke Lampe, die das Areal unter dem Boot beinahe taghell erleuchtete.

Langsam tauchten wir ab, bemüht einander dabei nicht zu blenden. Direkt unter dem Boot, 6 m tief, trafen wir gleich auf eine riesige gelbgemusterte Mittelmeermuräne, die sich vor Schreck über das plötzlich über sie hereinbrechende gleißende Licht hinter einigen Steinbrocken zu verbergen suchte.
In Buddy-Teams glitten wir sacht an der Uferlinie entlang, während die Lichtkegel unserer Lampen über die Felsvorsprünge und Spalten hinweg schwirrten, auf der Suche nach interessanten Meeresbewohnern. Die Wärme des Tages hatte sich im Wasser noch immer gehalten, mindestens 23 Grad machten den Tauchgang zu einem warmen Vergnügen.
Typisch für diese Unterwasserlandschaft waren offensichtlich kleine Einbuchtungen, die in langen Zeiten aus dem weichen Kalkgestein gewaschen worden waren. Wie kleine Appartements in einem Hochhaus waren sie von verschiedenen Gestalten bewohnt: Kleine rote Drachenköpfe, Meerjunker, Barsche, Lippfische jeder hatte sich seine eigene kleine Höhle ausgesucht und sich dort für die Nacht zurückgezogen. Verschreckt zuckten sie zurück, wenn sie der Lichtstrahl einer Lampe zu direkt traf. Schwarze Seeigel wanderten über den steinigen Grund auf der Suche nach Beute, Seesterne leuchteten strahlendrot, und überall waren die für diese Region wohl unvermeidlichen Feuerwürmer zu finden.

So tauchten wir langsam hinter dem Guide her, in Buddyteams, wie es sich für einen ordentlichen Nachttauchgang gehört. Die Gruppe blieb eng beieinander manchmal zu eng, wenn der Guide oder einer von uns meinte, etwas Interessantes entdeckt zu haben und näher heran leuchtete und die Stelle von allen Seiten begutachtete. Dann herrschte ein Gedränge von Lampen und Flossen im Bemühen, auch einen Blick auf den vermeintlichen Oktopus zu erhaschen.
Nach einer guten halben Stunde waren wir wieder unter dem Boot und wem noch nicht kalt war, und sich nach einem warmen Handtuch sehnte, der kurvte noch fleissig in der Bucht herum, beäugte jeden Spalt und jeden Stein im sandigen Boden vielleicht würde sich noch etwas finden, was diesen Tauchgang etwas aufregender gestalten würde. Aber schließlich ließen sich auch die ausdauerndsten Taucher an die Oberfläche treiben, und hievten sich nacheinander die etwas anstrengende Leiter hoch an Bord, wo uns die helfenden Hände unserer Freunde schon erwarteten
Kein spektakulärer, kein besonders ereignisreicher, einfach ein schöner, ruhiger Nachttauchgang grad geeignet, einen ebenso schönen Tauchtag zu beschließen. Es gibt ja noch mehr Nächte in der Türkei ... !
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